KategorieGrundlagen
Voraussetzung
Material1x8m Seil
ZielsetzungMit dieser Anleitung sollen Grundbegriffe des Knotens, grundlegende Knoten mit ihren Basiselementen und deren Funktionen vermittelt werden.
FähigkeitenTechnik

I. Hintergrund

In dieser Anleitung werden sowohl die zugrundeliegenden Begriffe als auch die Basis des Knüpfens von Knoten zusammen mit deren Anwendung gezeigt.

Die gezeigten Knoten sind auf Funktionalität und die einfache Erlernbarkeit ausgelegt. Trotz der eher einfachen Form reicht der Funktionsumfang aus um den meisten Anforderungen des Bondage bis hin zur Suspension zu genügen. Auch können mit diesen Grundknoten komplexere Gebilde leichter nachvollzogen und verinnerlicht werden.

Die Darstellungen sind eher schematisch gehalten um Handhaltungen und Bewegungsabläufe den Ausführenden mit ihren individuellen Besonderheiten zu überlassen.

Das Binden der Knoten sollte nahezu automatisch geschehen um den Fokus während des Fesselns auf das gemeinsame Erlebnis legen zu können. Es ist empfehlenswert die Knoten isoliert von einer Fesselung zu üben. Gerade in zeitkritischen Momenten wenn das Seil belastet wird sollte nicht mehr über die korrekte Form nachgedacht werden müssen.

Die Knoten sollten blind in sämtlichen möglichen Ausrichtungen geknüpft werden können. Um dies zu üben reicht es ein circa ein Meter langes Seil mit sich zu führen und diese solange zu üben bis ein Automatismus eintritt.

Alle hier dargestellten Knoten werden der leichteren Nachvollziehbarkeit im einfachen Seil gezeigt sind aber auch mit einem doppelt genommenen Seil möglich.

II. Grundbegriffe

1. Bucht

Die Bucht (engl. Bight) wird gebildet indem das Seil parallel gelegt wird.

Beim Bondage wird meist mit dem doppelt genommenen Seil gefesselt, weswegen sich automatisch in der Mitte des Seils eine Bucht bildet, die für viele Funktionen nützlich ist. Beim doppelt genommenen Seil wird die Bucht meist zu Beginn verwendet.

2. Auge

Ein Auge (engl. Loop) entsteht dann, wenn eine Bucht so gedreht wird, dass sich die Stränge überkreuzen. Da die Unterscheidung nach Uhrzeigersinn, bzw. links- oder Rechtsherum, vom Blickwinkel abhängig ist, wird immer das oben liegende Seil betrachtet. Der obenliegende Strang bestimmt die Schlagrichtung analog des Mittelteils der Buchstaben „S“ und „Z“.

Dieses System findet sich auch in der Schlagrichtung bei gedrehten Seilen wieder.

A) Variante S-Schlag

B) Variante Z-Schlag

3. Enden

Beim Binden eines Knoten wird das Seil in zwei Bereiche unterteilt, das stehende (engl. Standing) und das laufende (engl. Working) Ende. Das Stehende stellt hierbei das Ende dar, mit dem nicht aktiv gearbeitet wird, sondern welches entweder an der Last befestigt ist oder locker herunterhängt. Das Laufende hingegen ist das Ende mit dem gearbeitet wird.

In der Abbildung ist die Bucht in der Hand das laufende und der herunterhängende Rest das stehende Ende. Beim Bondage kann es sein dass diese sich im Laufe des Fesselnsabwechseln.

4. Törn

Ein Törn (engl. Turn) ist eine Wicklung um einen Gegenstand.

5. Stecken und Legen

Viele Knoten können auf mehrere Arten geknüpft werden. Grundsätzlich unterscheidet man hierbei die zwei Arten Stecken und Legen. Beim Stecken wir der Knoten durch das Stecken des Endes gebildet. Im Gegenzug dazu wir beim Legen nur der Bereich in der Mitte genutzt und das Ende nie durchgezogen.

Hier dargestellt ist links ein gesteckter Törn in einem Ring und rechts ein gelegter Törn, der über einen Stab gelegt werden kann.

III. Basisknoten

1. Überhandknoten im Seil

a) Auge legen

Um den Überhandknoten (engl. Overhand Knot) zu stecken wird zuerst ein Auge gelegt.

b) Ende durchstecken

Das laufende Ende wird durch dieses Auge gesteckt. Anschließend wirdder Knoten zugezogen. Der Überhandknoten stellt die einfachste Art dar, mit der Seilenden versäubert werden können.

2. Auf Slip Legen

Um einen Knoten auf Slip zu legen (engl. Slipped Knot) wird im letzten Schritt das Ende nicht komplett durchgezogen sondern lediglich alsBucht druchgesteckt. Durch diese Technik kann der Knoten an der Bucht (Strang stehendes Ende der Bucht) zugezogen werden und greifen. Der Knoten ist durch einen Zug am laufenden Ende wesentlich schneller zu öffnen.

3. Überhandknoten am Gegenstand

a) Überkreuzen

Der Überhandknoten als Verbinder ist nur für sehr geringe Lasten geeignet und muss immer auf etwas aufliegen. Die beiden laufenden Enden werden auf dem Gegenstand überkreuzt.

b) Umschlagen

Ein laufendes Ende wird um das andere geschlagen und der Knoten wird zugezogen.

4. Halber Schlag

a) Anlegen

Das laufende Ende (rechts) wird parallel zum stehenden Ende (links) gelegt.

b) Überkreuzen

Das laufende Ende überkreuzt das stehende Ende.

c) Umschlagen

Das laufende Ende wird mit einem Törn um das stehende gelegt.

d) Weiterführen

Das laufende Ende wird entlang dem stehenden über sich selbst gelegt. Falls der Knoten unter Last geknüpft wird kann hier zuerst eine Bucht gelegt werden, um eine Seilbremse zu erzeugen und das Ende danach durchgezogen werden.

5. Überhandknoten und halber Schlag

Auch wenn der Überhandknoten im Seil und der halbe Schlag auf die gleiche Weise geknüpft werden bestehen einige Unterschiede in deren Form und Verhalten.

Beim Überhandknoten wird der Zug an beiden Enden entlang des Seils in die entgegengesetzte Richtung aufgebracht.Das stehende Ende macht im Knoten eine Biegung. Der Knoten liegt flach und klemmt seitlich.

Beim halben Schlag wird das laufende Ende um 90° versetzt gezogen und das stehende Ende verläuft gerade durch den Knoten. Der Knoten steht heraus und klemmt unten.

6. Ankerstich

A) Gesteckt

a) Bucht legen

Die Bucht wird um den Gegenstand gelegt. Meist handelt es sich hier um die Mitte des Seils.

b) Enden durchstecken

Beide Enden werden durch die Bucht gezogen und der Knoten wird zugezogen.

B) Gelegt

a) Bucht legen

Es wird eine Bucht auf den Handrücken gelegt und die Finger gespreizt.

b) Enden greifen

Die Enden werden gegriffen während die Hand nach unten klappt damit die Bucht den Handrücken entlang rutschen kann.

c) Bucht fallen lassen

Die Bucht wird fallen gelassen und legt sich um die beiden Enden.

d) Knoten anlegen

Der Ankerstich kann nun um einen Gegenstand gelegt und zugezogen werden.

7. Halbmastwurf

a) Erster Törn

Um den Halbmastwurf (engl. Munters Hitch) zu stecken wird zuerst ein Törn um den Gegenstand gelegt.

b) Umschlagen

Das laufend Ende wird über das stehende Ende gelegt.

c) Zweiter Törn

Der zweite Törn wird entgegen der Richtung des ersten Törns um den Gegenstand gelegt und das laufende Ende liegt parallel zum stehenden.

d) Variante Übergangsknoten

Wenn der zweite Törn nur zur Hälte durchgeführt wird kann der Halbmastwurf auch als Übergangsknoten genutzt werden um ein anderes Seil zu klemmen.

8. Kreuzknoten

a) Erstes Umschlagen

Um den Kreuzknoten (engl. Square Knot) zu knüpfen werden zuerst die beiden laufenden Enden umgeschlagen.

b) Enden überkreuzen

Die beiden laufenden Enden werden erneut überkreuzt. Wichtig ist hierbei, dass das Ende, welches bei der ersten Überkreuzung zum Bilden des Überhandknotens oben lag, hier wieder oben liegt.

c) Zweites Umschlagen

Ein laufendes Ende wird um das andere geschlagen. Bei der korrekten Ausführen liegen die laufenden Enden parallel zum Seil von dem sie kommen. In diesem Fall liegen die beiden oberen Seile auf der Bucht des unteren auf und die beiden unteren werden von der Bucht des oberen bedeckt.

Um diesen Knoten wieder leicht öffnen zu können, werden die beiden zugehörigen Enden zueinander hin in den Knoten gedrückt werden und dieser lockert sich.

IV. Anwendungen

1. Anbinden

A) Variante halbe Schläge

Diese simple Möglichkeit das Seil an einem Anschlagspunkt zu fixieren bietet den Vorteil, dass sie auch nach dem Knüpfen justierbar bleibt. Mit einem Griff des Seils, welches aus dem Anschlagspunkt kommt kann die Spannung im stehenden Ende erhöht und das Knotenkonstrukt mit der anderen Hand am stehende Ende entlang geschoben werden.

Hier wird das Seil zunächst durch den Anschlagspunkt gesteckt und mindestens eine Handbreit vom Anschlagspunkt mit einem halben Schlag geklemmt. Dieser erste halbe Schlag reicht bereits aus um die Last erheblich zu mindern. Es ist wichtig, dass der erste halbe Schlag nicht wie in Überhandknoten und halber Schlag (III.5.) am Anschlagspunkt anliegt, da er sich sonst klemmen kann und kaum noch zu lösen ist. Eine weitere Handbreit entfernt werden zwei weitere halbe Schläge geknüpft, die direkt aneinander liegen und den ersten

B) Variante Halbmastwurf

Diese Variante benötigt weniger Seil als Variante A und ist schneller zu öffnen. Der Nachteil ist, dass sich die Spannung im Seil schlechter nachjustierbar ist.

Hier wird zunächst ein Halbmastwurf um den Anschlagspunkt gesteckt, der dann mit einem halben Schlag auf Slip gesichert wird.

Der Halbmastwurf dient als Seilbremse um einen Großteil der Last abzufangen.

ZZum Öffnen wird am Ende gezogen um den halben Schlag zu lösen. Ab diesem Moment kann die Last über die Seilbremse kontrolliert abgelassen werden und der Halbmastwurf löst sich von selbst sobald das Ende durch den Anschlagspunkt geht.

2. Seil anbringen

Nicht immer ist es möglich oder sinnvoll mit dem Seil, welches für die Fesselung verwendet wird dieses auch als Lastseil zu verwenden. Hierfür wird ein dediziertes Seil nur für das aufbringen der Spannung an der Fesselung angebracht.

A) Variante Ankerstich

Der Ankerstich in gesteckter Form biete eine sichere Möglichkeit ein zusätzliches Seil belastbar an einer Fesselung anzubringen. Es fehlt die Option auf einen Flaschenzug.

B) Variante Überhandknoten

Mit dem Überhandknoten muss nicht das komplette Seil durch die Bucht in der Mitte gezogen werden. Die Bucht muss final immer unter Spannung stehen, bspw. als Teil eines Flaschenzugs , somit wird der Knoten gleichmäßig belastet wird.

3. Seilverlängerung

Gerade bei komplexeren Fesselungen passiert es schnell, dass ein vorhandenes Seil nicht ausreicht.

Eine Verlängerung (Anstückelung) führt immer zu einer Verdickung an dieser Stelle. Aus diesem Grund sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht an empfindlichen Stellen am Körper liegen und so Druckstellen verursachen. Die Verlängerung sollte mit der verdickten Stelle nicht durch einen Anschlagpunkt, insbesondere bei Nutzung als Lastseil, verwendet werden, damit sich das Seil an dieser Stelle nicht unerwünscht verklemmt.Eine Anstückelung führt immer zu einer Verdickung an dieser Stelle. Aus diesem Grund sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht an empfindlichen Stellen am Körper liegen und so Druckstellen versursachen. Auch bedeutet dies, dass es zum Klemmen während des durchziehens durch einen Anschlagspunkt kommen kann weswegen eine Anstückelung nicht in einem Lastseil vorgenommen werden sollte.

Ein dediziertes Lastseils, welches direkt an der Fesslung angebracht wird, vermeidet dieses Problem.

a) Ankerstichverlängerung

Bei Seilen mit einem Knoten in den Enden kann das Seil mit einem Ankerstich in der Mitte des neuen Seils um die beiden Enden verlängert werden.

b) Ankerstich legen

Sollten keine Stopperknoten im Seil sein oder die beiden Enden unterschiedlich lang sein kann der Ankerstich zum Kreuzknoten umgeformt werden.

c) Enden umlegen

Die Enden werden nach hinten umgeklappt. Es ist wichtig, dass dies entlang der Mitte des neuen Seils geschiet. In diesem Fall ist das nach hinten.

d) Ankerstich weiten

Der Ankerstich wird gelockert und etwas geweitet um ihn für die Umformung vorzubereiten.

e) Bucht schieben

Die beiden „Flügel“ des Ankerstichs werden umgeklappt und die Bucht etwas weitergeschoben, sodass sie alle vier Stränge des alten Seils greift.

f) Festziehen

Zum Schluss wird der Knoten festgezogen. Mit dieser Technik lässt sich auch der Ort der Anstückelung im Gegensatz zum einfachen Ankerstich mit Stopperknoten in den Enden beliebig verschieben.

4. Flaschenzug

Um beim Fesseln Knoten unter Last mit einer präzisen Spannung zu knüpfen, wird oft das Flaschenzugprinzips genutzt. Dies bietet zum einen den Vorteil, dass nicht die volle Last gehalten werden muss, während das Seil fixiert wird und erlaubt zusätzlich durch den längeren Weg eine feinere Justierung der Spannung.

A) Dreifache Übersetzung

Um eine dreifache Übersetzung zu erhalten wird das laufende Ende durch den Anschlagspunkt und anschließend durch eine Bucht an der Fesselung gezogen. Die Zugrichtung ist hier in Richtung des Anschlagspunktes.

B) Vierfache Übersetzung

Bei der vierfachen Übersetzung wird das Seil zusätzlich zur dreifachen Übersetzung nochmal durch den Anschlagspunkt gezogen. Die Seile sollten im Anschlagspunkt parallel, damit diese nicht zusätzliche Reibung untereinander erzeugen, und in die gleich Richtung laufen. Die Zugrichtung ist hier in Richtung der Fesselung.

Addendum: Sourcefiles

  • .png – Bilder
  • .blend – Blender File

Versionshistorie

  • 12.02.2022 1.0 Erstveröffentlichung

CC 4.0 BY-SA: TUT-BASE-Stopp 1.0 by Knotenpunkt Nürnberg e.V.

Knotenpunkt Nürnberg and the Knot logo are intellectual property of Knotenpunkt Nürnberg e.V.

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