KategorieGrundlagen
VoraussetzungTUT-BASE-Führen
Material
ZielsetzungMit dieser Übung wird TUT-BASE-Führen intensiviert. Sie dient dem Vertiefung des Vertrauens mit dem Partner und dem bewussten Informationsdefizit zu spielen.
FähigkeitenEmotion, Kommunikation, Rhythmus, Empathie

I. Hintergrund

In TUT-BASE-Führen wurde durch die Tatsache, dass der Passive die Augen geschlossen hat, ein Ungleichgewicht an Information (Informationsdefizit) geschaffen. Dies war jedoch durch den Kontakt mit beiden Händen relativ gering, da der Passive weiterhin den Aktiven verorten konnte und die Bewegungen des Aktiven nachvollziehen konnte.

Durch das Führen das Aktiven kann es für den Passiven durchaus zu überraschenden Situationen kommen, welche Vertrauen benötigen, um kein unbehagliches Gefühl auszulösen oder eine Grenze zu überschreiten.

Der Aktive soll mit dieser Übung lernen, eine Steigerung der Intimität schrittweise vorzunehmen und auf die nonverbale Rückmeldung des Passiven zu achten. Nachdem kein definiertes Abbruchwort vereinbart wurde steht, die nonverbale Kommunikation im Vordergrund.

Der Passive soll die Möglichkeit haben, Intimität zuzulassen, solange es angenehm ist. Bei Bedarf können kleine Änderungen/Wünsche ohne Worte dem Aktiven mitgeteilt werden.

Auf diese Weise können sich Aktiver und Passiver näher kennenlernen, die jeweiligen Vorlieben und die Intention des anderen verinnerlichen, um mit diesem Wissen ein größeres und intimeres Machtgefälle mit dem Seil aufbauen zu können.

Die Abbruchkriterien sind niederschwellig gewählt, um beiden eine intuitive Möglichkeit zu bieten und die Übung vor einer Eskalation beenden zu können.

II. Durchführung

1. Ausgangsposition

Die Ausgangsposition ist TUT-BASE-02 II 4 „Entstehung des Machtgefälles“. Aktiver und Passiver stehen sich gegenüber und der Passive hat die Augen geschlossen.

2. Zusammenführen der Hände

Der Aktive führt die Hände des Passiven übereinander zusammen und legt so beide Hände des Passiven zwischen seine Hände (Sandwich).

3. Intensivieren des Machtgefälle

Der Aktive nimmt die obere Hand weg. Ab diesem Punkt intensiviert sich das Machtgefälle, da dem Passiven das Wissen über die zweite Hand des Aktiven fehlt.

4. Berührungen

Der Aktive beginnt nun mit der freien Hand den Passiven am Arm zu berühren.

5. Intensivieren

Mit der steigenden Vertrautheit intensiviert der Aktive die Berührungen. Hierbei sollten nicht einfach intime Zonen des Passiven abgearbeitet werden, sondern eine bewusste, kontrollierte und langsame Steigerung geschehen, um dem Passiven Zeit zur Reaktion zu lassen. Zum Beispiel kann vom Arm bis zum Hals gestrichen werden. Sollte ein Unbehagen auftreten, steigt der Aktive auf weniger intime Berührungen wie zu Beginn der Übung um oder geht zum nächsten Schritt über. Der Passive kann in diesem Schritt Einfluss auf den Aktiven nehmen, indem mit seiner Reaktionen einer aktive Kommunikation aufgebaut wird .

Anmerkung: Intime Zonen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Für die einen zählt ein zärtliches Streicheln des Nacken schon dazu, für andere die Berührung der Brust, … Achtet hier auf konsens!

6. Rückführen zur Ausgangsposition

Der Aktive führt den Passiven wieder auf die Ausgangssituation zurück und bittet ihn die Augen zu öffnen.

7. Entlassen des Passiven

Der Aktive führt die Hände des Passiven in eine entspannte Position und lässt diese los.

III. Reflexion

Wie in den Übungen zuvor, besteht eine Session aus immer wiederkehrenden Angeboten und Annahmen. Das Herantasten an Vertrauen und Intimität erfolgt schrittweise zwischen einzelnen Handlungen und es muss die Möglichkeit zur Reflexion/Rückmeldung gewährleistet sein.

Es ist wichtig dem Partner Zeit zu lassen, sich auf Änderungen einzustellen und Überraschungen schrittweise zu steigern, um keinen vorzeitigen Abbruch zu riskieren. Eine Steigerung von etwas bekannten zu etwas unbekannten ermöglicht es, sich zunächst mit einer vertrauten Situation dem Partner zu nähern, um im Anschluss hieran gemeinsam etwas Unbekanntes zu erleben.

Der Passive hat bei der Gestaltung der Session, auch während ein Machtgefälle besteht, weiterhin die Möglichkeit, diese zu lenken und sollte dies auch tun um dem Aktiven den größtmöglichen angenehmen Spielraum mitzuteilen. Was als angenehm oder unangenehm empfunden wird, unterliegt einer extremen Dynamik, welche durch Spielpartner, Zeit, persönliche Gefühlslage, … beeinflusst werden kann. Deswegen ist eine immer wiederkehrende Überprüfung unerlässlich. Diese Überprüfung muss nicht zwangsläufig verbal vor einer Session geschehen, sondern kann auch währenddessen nonverbal stets dynamisch neu vereinbart werden.

Um diesen wiederkehrenden Ablauf zielgerichtet verfolgen zu können, müssen sowohl Aktiver als auch Passiver konzentriert auf ihre eigenen Empfindungen, wie auch die des Gegenübers achten und beachten.

IV. Fazit

In dieser Übung sind die Handlungen noch sehr einfach gehalten und erfordern keine komplexen motorischen Abläufe, die die Kommunikation erschweren. Mit steigender Komplexität wird diese massiv erschwert, weswegen es wichtig ist, diese bereits in einem kontrollierten Umfeld zu erfahren. Für den erfolgreichen Verlauf einer Session sind sowohl Aktiver, wie auch Passiver in ihrer jeweiligen Rolle verantwortlich und tragen zu einem erfüllenden Ergebnis bei.

V. Anregungen zum Experimentieren

  • Mit der Hand, welche die Hände des Passiven hält, kann der Aktive den Passiven positionieren und führen. Dies kann in Kombination mit den Berührungen stattfinden, um entweder bestimmte Körperbereiche besser erreichen zu können oder um schon mit der Bewegung allein eine Rückkoppelung des Passiven hervorzurufen.
  • Wenn ein gewisses Grundvertrauen aufgebaut ist, kann man versuchen den Partner bewusst an Grenzen zu bringen, um eine Reaktion zu provozieren. Wichtig ist hierbei, dass es sicherer ist, auf der Seite der Grenze zu landen, die vereinbart ist, um keinen unangenehmen Abbruch zu verursachen.
  • Diese Übung kann auch sehr gut genutzt werden, einen neuen potentiellen Fesselpartner kennenzulernen und die Kompatibilität festzustellen.

Addendum: Sourcefiles

  • .png – Bilder
  • .blend – Blender File

Versionshistorie

  • 12.02.2022 1.0 Erstveröffentlichung

CC 4.0 BY-SA: TUT-BASE-Stopp 1.0 by Knotenpunkt Nürnberg e.V.

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